Das Herz schlägt links, sagt der rote Oskar. Das Herz schlägt links, natürlich auch bei Christen. Dabei gelten die doch im Allgemeinen als konservativ. Und das ist kein übles Vorurteil, sondern geradezu biblisch. Zwar gehen in der Christenheit die politischen Einstellungen ähnlich weit auseinander wie auch sonst in der Gesellschaft. Aber unabhängig davon haben alle Christen ein konservatives Mandat. Sie hüten und bewahren einen Schatz. „Bewahre, was dir anvertraut ist“, hat der Apostel Paulus seinem Schüler und mehrjährigen Assistenten Timotheus geschrieben. Womit nur noch zu fragen wäre: Was ist das denn für ein Schatz, was ist den Christen anvertraut? Antwort: Es ist das Evangelium, die Botschaft von Jesus, dem Sohn Gottes, dem Erlöser und Retter der Menschheit. Es ist die persönliche Erfahrung, dass Gott gütig und barmherzig ist. Das sollen Christen bewahren, das sollen sie nie vergessen, nie verlieren, das ist der konservative Zug an ihnen. Es geht um einen Schatz – nicht um überkommene Regeln, nicht um verstaubte, sinnentleerte Rituale.
Andere Schätze konserviert man am besten, indem man sie wegsperrt. Staubdicht, lichtdicht, wasserdicht. Bei diesem Schatz ist es anders. Dem tut es ganz im Gegenteil gut, wenn er öffentlich gemacht wird, geteilt, verbreitet. Bewahrt durch großzügiges Austeilen.
Das Herz schlägt links, und das war auch bei Timotheus und seinem Lehrer und Vorbild Paulus nicht anders. Konservativ war an den beiden, dass sie wussten, wo sie herkamen. Sie haben beide aus ihren Erfahrungen mit Gott heraus gelebt. Erst das hat sie fähig gemacht, mutig nach vorne zu schauen und zu gehen. „Bewahre, was dir anvertraut ist“ – ein konservativer Ansatz als Grundlage für fortschrittliches Denken und Wirken.
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